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Die FES und ihre Aufgaben für uns – Julienne klärt auf

Recyclinghof für unseren Hausmüll

Weißt du wer sich in deinem Landkreis oder Stadt um die Müllentsorgung kümmert? In Frankfurt ist es die FES. Genauer gesagt die Frankfurter Entsorgungs- unService GmbhIhre Betriebsstätte ist in Frankfurt, in der Weidenbornstraße. Fee von Julienne war im Gespräch mit Stefan Röttele. Er ist Pressesprecher der FES und klärte sie und euch auf! Mehr muss an dieser Stelle nicht gesagt werden. Viel Spaß beim Lesen! 

Stefan Röttele. Pressesprecher der FES
Stefan Röttele. Pressesprecher der FES

Fee: FES steht für Frankfurter Entsorgungs- und Service GmbH. Da lässt sich ja schon zusammenreimen, worum es geht. Doch was konkret ist ihre Aufgabe?  

Stefan Röttele:  Wir sind ein sogenanntes ÖPP. Das bedeutet “Öffentlich Private Partnerschaft”. 51 Prozent des Unternehmens gehören der Stadt Frankfurt und 49 Prozent dem Privatunternehmen Remondis. Es gibt nicht nur eine, sondern ganz viele Aufgaben, die wir leisten. Ganz grob gesagt ist unsere Kernaufgabe die Entsorgung und die Reinigung für die Stadt Frankfurt. Reinigung heißt Straßen und Plätze sauber machen. Entsorgung heißt den Hausmüll abholen und einen Wertstoffhof-Betrieb sicherstellen. Über die sechs Wertstoffhöfe der Stadt können die Bürger ebenfalls Müll loswerden. Dazu kommen noch saisonale Aufgaben wie der Winterdienst und die gewerbliche Entsorgung, also Containerdienste und Ähnliches.  

Fee: Es gibt verschiedene Arten der Müllentsorgung. Bio-Müll kommt zum Beispiel auf eine Kompostieranlage und der Inhalt der gelben Säcke zuerst in eine Sortieranlage. Um welche dieser Prozesse kümmert sich die FES selbst und welche werden an andere Unternehmen übergeben?  

Stefan Röttele: Bei der Biotonne haben Sie es im Prinzip schon gesagt: Wir holen diese Tonne ab, fahren sie mit dem Müllauto in die Kompostieranlage und machen dort zwei verschiedene Dinge damit. Zum einen wird Biogas hergestellt, zum anderen Komposterde und bringen das dann wieder in den Verkehr. Das machen wir komplett selbst.  

Beim Restmüll ist es so, dass wir den Müll ebenfalls bei den Bürgern zuhause mit dem Auto abholen. Dann fahren wir ihn in die Müllverbrennungsanlage in Heddernheim. Diese Anlage betreiben wir gemeinsam mit dem Energieversorger Mainova hier in Frankfurt. Bei der Verbrennung des Restmülls, wir sagen auch thermische Verwertung dazu, entsteht sowohl Strom als auch Wärme. Das Müllheizkraftwerk ist ein wesentlicher Wärmeversorger für die Stadt Frankfurt. Circa 15 Prozent Masseanteil bleiben übrig und werden nochmal auf Metallreste sortiert. Diese sogenannte Schlacke wird anschließend in Flörsheim-Wicker deponiert.  

Der Papiermüll wird ebenfalls abgeholt und wir fahren ihn in unsere FES-eigene Sortieranlage. Dort werden drei Fraktionen sortiert, nämlich bedrucktes Papier, Mischpapier und Kartonage. Diese Papiersorten werden dann an Papierfabriken geliefert, wo recycelt wird. 

Darüber hinaus gibt es noch die gelbe Tonne, doch diese ist eine privatwirtschaftlich organisierte Tonne. Da machen wir nichts außer der Abholung und dem Umschlag. Das bedeutet ab dem Moment in dem der LKW es an unseren Umschlagplatz abholt, haben wir damit nichts mehr zu tun. Darum kümmern sich dann andere Dienstleiter, die für das duale System arbeiten und damit beauftragt sind.  

Wir sollten noch kurz über Glas reden. Das ist ebenfalls ein privat-wirtschaftlich organisierter Prozess, mit dem wir nichts zu tun haben. Das Einzige was wir machen ist das Aufstellen der Behälter, wir kümmern uns zudem um die Standplätze und das Beschwerde-Management. Die Entsorgung selbst macht der private Dienstleister Remondis. 

Fee: Wieso ist dieses System wichtig?  

Stefan Röttele: Ich gehe kurz einen Gedanken zurück. Es ist ein System das historisch gewachsen ist, es wurde nicht immer schon Müll getrennt. Erst so seit den 80er Jahren beschäftigt man sich mit diesem Gedanken intensiver und hat dann nach und nach die Mülltrennung und verschiedene Tonnen eingeführt. Das ist so, weil es in sehr starkem Maß von der Politik und Gesetzgebung geprägt ist. Die Intention, die dahintersteht und auch sehr stark in die Zukunft weist, ist natürlich die Bewahrung und Schonung von Ressourcen. Wir leben in einer Konsum- und Wegwerfgesellschaft, das kann man auch heute noch immer so sagen. Viele Dinge sind in den letzten Jahrzehnten günstig und für jede und jeden erschwinglich geworden und das hat zu einer Spielart von Konsum geführt, die das schnelle Wegwerfen begünstigt hat. Und das Entsorgungssystem ist, politisch und wirtschaftlich, die Antwort darauf. Mit Hilfe von Mülltrennung lässt sich Recycling und die Schließung von Stoffkreisläufen fördern und somit die Ressourcen-Schonung unterstützen.  

Fee: Von wie viel Tonnen Müll sprechen wir insgesamt?  

Stefan Röttele: Ich habe die kommunale Müllbilanz vor mir liegen. Im vergangenen Jahr, 2020, hatten wir eine gesamte Müllmenge von knapp 300.000 Tonnen. Genau gesagt waren das 393 Kilogramm Müll pro Einwohner. Wenn wir uns den Müll anschauen, der von uns beim Bürger zuhause abgeholt wird, ist es wie folgt aufgeteilt: 208 Kilogramm Restemüll, 48 Kilogramm Altpapier, 37 Kilogramm Biomüll und 19 Kilogramm Leichtverpackungen. Den restlichen Anteil des Mülls wir aus Sperrmüll, Altglas, Grünabfälle, Elektroschrott, Straßenkehricht, Papierkörbe im öffentlichen Raum und Textilien zusammengestellt. 

Fee: Wie viel kann davon recycelt werden?  

Stefan Röttele: Ich habe hier keine Frankfurter-Quote vor mir liegen, aber ich denke ich kann guten Gewissens sagen, dass wir beim Papier bei einer mehr als 80-prozentigen Quote liegen. Das ist eine sehr hohe und sehr gute Recycling-Quote. Natürlich auch etwas abhängig von der Mülltrennung, aber in der Regel ist das Trennsystem für Papier gut etabliert.  

Beim Verpackungsabfall kann ich mich auch nur auf überregionale Schätzungen beziehen. Grundsätzlich sind die Ziele ja hoch gesetzt worden. Die Recycling-Quote ist nochmal gesteigert worden auf deutlich über 60 Prozent.   

Wir haben einerseits das Problem, dass in der gelben Tonne ein sehr hoher Störstoff-Anteil ist. Also, dass oftmals der Abfall verschmutzt ist. Darüber hinaus arbeiten Verpackungshersteller sehr oft mit Verbundmaterial. Verbundmaterial ist aber eigentlich für das Recycling Ausschussware. Wenn Sie zwei bis drei Bestandteile von verschiedenen Kunststoffen haben, die in einer Verpackung miteinander verbunden sind, kapituliert jede maschinelle Sortierung. Das kann ich Ihnen sagen, ohne dass wir eine Sortieranlage betreiben. Es ist Fakt. Grundsätzlich ist das Recycling von Konststoffen aber sehr wohl möglich: Es gibt viele und gut etablierte Kunststoffsorten, die eins zu eins recycelt werden können. Vieles hängt letztendlich davon ab, wie sauber es in der Sortieranlage landet.  

Fee: Sie kümmern sich auch um alle öffentlichen Papierkörbe der Innenstadt. Welcher Müll ist dort überwiegend zu finden?  

Stefan Röttele: Das Corona-Jahr hat nochmal eine gewisse Dynamik entfaltet, das sehen Sie bestimmt selbst, wenn Sie draußen unterwegs sind. Es gibt inzwischen viel mehr Verpackungsmüll. Wir hatten auch schon vorher das Thema mit dem Verpackungsmüll, aber das ist jetzt nochmal deutlich mehr geworden. Insbesondere auf Grünflächen, Parks, belieben Plätzen und Treffpunkten, die sich vor allem in den Sommermonaten des letzten Jahres etabliert haben. Die Zusammenhänge sind uns klar: Die Gastronomen hatten geschlossen, stationäre Gastronomie war nicht möglich. Im Prinzip ist das eine ganz logische Folge davon.  

Wir haben auch viel Glasmüll, was daran liegt, dass die Leute draußen konsumieren. Durchaus auch alkoholische Getränke. Lebensmittelverpackungen in jeder Hinsicht – insbesondere Styropor- und Blisterverpackungen. Pizzakartons natürlich. Zigarettenstummel, Glasscherben – das sind eigentlich die größten Ärgernisse, weil sie sehr aufwändig sind wieder aufzusammeln. Plastikflaschen natürlich auch.  

Fee: Und wie viel liegt in Gebüschen und auf der Straße?  

Stefan Röttele: Das ist schwer zu sagen. Wir haben grundsätzlich im letzten Jahr eine deutliche Zunahme an Müll im öffentlichen Raum gehabt. Da hat dann das Papierkorbvolumen punktuell nicht gereicht, aber wir haben nachgerüstet so gut es ging. Diese Tatsache zusammen mit einer gewissen, wie soll ich sagen, Disziplinlosigkeit von den Leuten, hat dafür geführt, dass es oftmals nicht im Mülleimer gelandet ist.  

Fee:  Wieso ist es wichtig, dass ich meinen Müll ordentlich sortiere?  

Stefan Röttele:  Je besser ich meinen Müll sortiere, desto größer ist die Chance auf ein Recycling. Damit sorge ich für eine Bewahrung des Rohstoffes und die Schonung der natürlichen Ressourcen. Somit ist das bereits ein Beitrag zum Umweltschutz.  

Fee: Es gibt inzwischen bereits Alternativen zu dem herkömmlichen Plastik. Dieses sogenannte Bio-Plastik erweckt erstmal den Eindruck es könne im Bio-Müll entsorgt werden. Doch das stimmt nicht – warum?  

Stefan Röttele: Den Aspekt Bio zieht dieses Plastik daher, dass die Materialien aus natürlich nachwachsenden Rohstoffen sind. Biomüll, so wie wir ihn verstehen, bezieht sich im Prinzip auf seine Verfall-Logik. Wir haben es beim Bio-Plastik zwar mit nachwachsenden Rohstoffen zu tun, doch diese wurden künstlich bearbeitet. Deswegen ist dieses Material in der Regel nicht geeignet für die Arbeitsprozesse, die wir in unserer Kompostanlage haben. Wir haben auch schon mehrfach Tests gemacht und machen sie immer wieder, da wir oft darauf angesprochen werden. Das Ergebnis ist immer dasselbe. Der Bioabfall wird in einen Rottetunnel gegeben. Da wird er dann unter 50-60 Grad Wärme gesetzt. Letzen Endes zerfällt er auf natürliche Weise innerhalb von zehn bis zwölf Tagen. Und wenn Sie dieses Bio-Plastik mit dazu geben und es dokumentieren, dann können Sie feststellen, dass die Zerfall-Prozesse viel länger dauern.  

Fee: Denken Sie, dass diese Müllentsorgungsverfahren und Recyclings optimal sind? Oder gibt es Alternativen?  

Stefan Röttele: Natürlich kann überall noch optimiert werden. Letzen Endes ist es aber immer eine Kostenfrage. Wirtschaftlich kann nur sehr schwierig eine händische Sortierung sichergestellt werden. Damit könnte man höchste Sortierqualität bieten, das ist aber in Deutschland schwierig.  

Woran geforscht wird, sind sogenannte bildgebende Verfahren – künstliche Intelligenz. Es wird versucht, dass mit Hilfe von KI bestimmte Produkte – zum Beispiel Verpackungen – in Sekundenbruchteilen von Kameras erkannt werden.   

Wir als FES haben einen großen Fokus darauf, dass das Trennen weiter perfektioniert wird. Da gibt es nach wie vor riesige Potenziale. Wenn Sie sich den Restmüll zum Beispiel anschauen, findet man bis zu 40 Prozent organische Stoffe. Sprich das könnte auch über den Biomüll entsorgt werden. Da läuft auch schon seit längerem eine Kampagne, um die Leute zum Bioabfall-Trennen anzuhalten.  

Weiteres großes Potenzial hat es, wenn man am Input ansetzt, also bei der verpackungsherstellenden Industrie. Da gibt es zum Glück schon Bewegung, das darf nicht vergessen werden. Es gibt inzwischen diverse Hersteller, die Recyklat einsetzen. Das ist eine sehr gute und sinnvolle Methode.  

Die Reduktion von Abfall, die sogenannte Abfallvermeidung – ist natürlich sinnvoll, sprich nur einzupacken was auch wirklich eingepackt werden muss. Frische Produkte, die besonders Hygiene empfindlich sind, wird man wohl immer verpacken müssen. Aber es muss nicht alles doppelt und dreifach eingepackt werden, vor allem, wenn es eine natürliche Schale hat. 

Fee: Was schlagen Sie als Lösung für den vielen Müll vor?  

Stefan Röttele: Ich glaube es gibt schon viele kreative und gute Ideen, wie Müll vermieden werden kann. Komplett wird man Müll nicht vermeiden können, weil es ein Stückweit einfach mit Konsum und Wohlstand zusammenhängt. Wenn aber ein Bewusstseinswandel einsetzt, ein großer Teil der Bevölkerung bewusster konsumiert und auf die Nachhaltigkeit ihres Konsums achtet, dann ist schon viel geholfen.  

Und uns würde natürlich freuen, wenn die Infrastruktur, die wir für eine geordnete Entsorgung bereitstellen, auch genutzt wird. Fangen wir also erstmal klein an, jeder und jede bei sich selbst. Damit kann auch schon viel erreicht werden.  

Fee: Vielen Dank für Ihre Zeit!

Hier findest du das Servicecenter des FES:

Liebfrauenberg 52-54 in 60313 Frankfurt

Quellenangabe für die in diesem Artikel genutzten Bilder:

Kalyakan – stock.adobe.com

Pressefoto FES

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