Food Guide

Das Leibgericht der Hessen – die Grüne Soße

Grüne Sauce mit Ei und Salzkartoffeln

Ach, was wäre Frankfurt ohne die Grie Soß? Richtig! Nur halb so lecker… Traditionell wird jedes Jahr am Gründonnerstag in Hessen die Grüne-Soße-Zeit eingeläutet. Doch was hat es damit eigentlich auf sich? Heute kläre ich alle Hessen und vor allem die Nicht-Hessen auf!

War es Goethe, die Römer oder doch die Franzosen?

So mancher behauptet ja, dass es die Leibspeise Goethes gewesen sei. Die Mutter des durch und durch Frankfurters habe sie ihm immer gekocht. Doch diese Theorie ist schon längst verworfen worden. Darüber klärt die Website des Grüne Soße Festivals auf.

Wie der BR berichtet, gibt es noch weitere Theorien. Eine davon besagt, dass die alten Römer für eine Rezeptabwandlung verantwortlich seien. Bei ihnen gab es eine sogenannte salsa verde. Sie sei erst aus dem Orient nach Italien und später dann nach Frankfurt gebracht worden. Da die Italiener heute immer noch diese Salsa mit Olivenöl zubereiten, erscheint diese Theorie ebenfalls unglaubwürdig.

Die wohl wahrscheinlichste Theorie ist, dass unsere heutige Grie Soß aus Frankreich den Weg zu uns gefunden hat. Eine französische Sauce namens sauce verte ähnelt dem unsrigen Rezept sehr. Dabei handelt es sich nämlich um eine Kräutermayonnaise. Doch all das sind nur Spekulationen. Woher sie wirklich stammt, bleibt wohl für immer ein Rätsel.

Nur eins ist sicher, berichtet das Magazin Effilee: Erst im Jahr 1860 tauchte im Kochbuch von Wilhelmine Rührig das erste Grüne-Soße-Rezept auf.

Die heiligen Kräuter

Was alles in die Grüne Soße gehört, bekommen wir Hessen schon fast mit der Muttermilch weitergegeben. Sie besteht aus sieben ganz bestimmten Kräutern — jede andere Variation geht natürlich auch, doch stell dich lieber auf Protest ein! Jedes dieser Kräuter hat seinen eigenen Geschmack, der zu dem einzigartigen Endgeschmack führt.

So hat Krause Petersilie eine starke Würzkraft. Kresse und Schnittlauch fügen einen scharf-pfeffrigen und zarten Zwiebel-Geschmack hinzu. Während Sauerampfer seinen Namen gerecht wird und eine säuerliche Note gibt, wird dieser von dem leicht süßen Geschmack von Kerbel perfekt ergänzt. Zuletzt gibt es noch Borretsch und Pimpinelle, welche beide einen Gurkengeschmack beifügen. Probier’s doch selber mal aus und nasch dich durch!

Du wäschst die Kräuter ab und trocknest sie ab. Das ist wichtig, sonst wird es zu wässrig. Dann hackst du sie mit einem Wiegemesser ganz fein. Wie fein ist natürlich deinem Geschmackssinn überlassen.

Du kannst — aber nur unter Protest — auch eine Küchenmaschine zur Hilfe nehmen. Das ist vor allem bei großen Mengen Kräutern hilfreich, denn sonst dauert es ewig. Doch wie heißt es so schön: „Gut Ding braucht Weil!” Ich kann dir nur sagen, es lohnt sich auch mal einen ganzen Tag in der Küche zu verbringen. Ich finde das grundsätzlich entspannend. Und genug zum Naschen gibt es allemal!

Traditionell werden Petersilie, Kresse, Schnittlauch, Sauerampfer, Kerbel, Borretsch und Pimpinelle verwendet
Traditionell werden Petersilie, Kresse, Schnittlauch, Sauerampfer, Kerbel, Borretsch und Pimpinelle verwendet

Das perfekte Rezept

Doch natürlich muss noch irgendwie die Soße entstehen. Hier gibt es unterschiedliche Möglichkeiten. Sauerrahm, Jogurt, Schmand oder Quark stehen dir zur Auswahl. Mayonnaise geht auch, mir persönlich wird das damit aber zu fettig. Du musst dich auch nicht auf eine der Zutaten

festnageln – misch sie dir einfach! Hinzu kommt dann noch etwas Pfeffer, Salz, Senf und was deiner Meinung nach geschmacklich sonst noch passt.

Ganz klassisch werden zur Grie Soß Salzkartoffeln und hartgekochte Eier serviert. Doch du kannst dazu auch super Tafelspitz, Schnitzel, Braten oder Ähnliches essen. Wenn du kein Fleisch isst, passt auch ein leckerer Grillkäse dazu! Oder was ich persönlich auch total gerne dazu esse: Spargel! Ich finde es ist eine klasse Kombi.

Und bitte: Vergiss den Äppelwoi nicht! Apfelwein ist nämlich ebenfalls ganz typisch hessisch und fast nur hier in Hessen erhältlich. Der gehört einfach dazu. Also wage dich, ihn nicht zur Grie Soß zumindest auf den Tisch zu stellen!

Grüne Soße und Nachhaltigkeit gehen Hand in Hand

Das Beste an der Grünen Soße ist natürlich der Geschmack. Doch es gibt noch weitere Faktoren, die für das Frankfurter Gericht sprechen. Zum einen sind die Kräuter sehr gesund, da sie viele Vitamine enthalten und deinen Stoffwechsel nach der Winterzeit wieder in Schwung bringen.

Zum anderen kommt auch noch hinzu, dass die Kräuter regional angebaut werden. Die Kräuter werden hauptsächlich im Frankfurter Stadtteil Oberrad angebaut. Somit ist sie auch nachhaltig, da die Kräuter regional angebaut werden und somit keine langen Transportwege zurücklegen müssen. Es ist tatsächlich sogar schwer die in Papier eingewickelten Kräuter außerhalb der hessischen Landesgrenze aufzutreiben. Probiere trotzdem gerne dein Glück!

Fun facts gefällig?

In Frankfurt gibt es einmal im Jahr ein Grüne-Soße-Festival. Die Website des Festivals enthält einige interessante Fakten. Schon seit zehn Jahren, nämlich seit 2011, ist die Frankfurter Grüne Soße eine geschützte Herkunftsbezeichnung. Das bestätigt auch die europäische Kommission.

So hat die Grie Soß das Gütesiegel „geographisch geschützte Angabe” erhalten. Dieses versichert dir als Käufer, dass die Kräuter in Frankfurt oder in der Nähe der Stadtgrenze angebaut wurden und dass sie nur die traditionellen sieben Kräuter enthält. Außerdem gibt es auch eine Gewichtsverteilung der Kräuter. Mit diesem Siegel ist die Grüne Soße eins von nur 80 Produkten, das eines der drei EU-Gütesiegel trägt.

Außerdem gibt es an der Stadtgrenze in Oberrad ein Grüne-Soße-Denkmal. Hier stehen sieben Gewächshäuser, dessen Scheiben alle in dem Grünton des zugeordneten Krauts getönt sind. In der Dämmerung strahlen sie wie Smaragde. Nachts werden sie sogar beleuchtet. Und es gibt tatsächlich ein Roman über die Grüne Soße: „Die abenteuerliche Reise der sieben Kräuter” — klingt das nicht spannend?!

An der Stadtgrenze vom Frankfurter Stadtteil Oberrad steht ein Denkmal für die Grie Soß
An der Stadtgrenze vom Frankfurter Stadtteil Oberrad steht ein Denkmal für die Grie Soß

Grie Soß Gaststätten

Passend zur Grünen Soße, empfehle ich dir den Lahmen Esel in Niederursel. Wieso? Ganz simpel. Dort bekommst du super leckere Grüne-Soße-Gerichte. Falls du also mal keine Zeit hast Grie Soß vorzubereiten, kannst du dir dort ganz einfach welche bestellen.

Ob ganz klassisch oder doch mit Fleisch — diese Entscheidung überlasse ich dir! Fakt ist auf alle Fälle, dass es dort eine der besten Grüne Soßen Frankfurts gibt. Und das sage ich nicht nur einfach so, nein. Das Restaurant landete bereits einmal auf dem zweiten Platz des Grüne-Soße-Festivals.

Lahmer Esel Besitzer Thomas Metzmacher
Lahmer Esel Besitzer Thomas Metzmacher

Quellenangabe für die in diesem Artikel genutzten Bilder:

helmutvogler – stock.adobe.com

Marek Gottschalk – stock.adobe.com

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