Ein weiterer Schritt in Richtung Nachhaltigkeit ist das Vermeiden von Lebensmittelresten. In Deutschland werden ungefähr 12 Millionen Tonnen Lebensmittel jährlich entsorgt. Ein Teil davon ist unvermeidbar, der andere Teil lässt sich durchaus reduzieren. Die Gründe für die Wegwürfe sind verschieden und ein großer Teil davon kommt aus der Gastronomie und Hotellerie.
Wie es dazu kommt
Zuerst einmal ein paar Fakten für dich: Von den insgesamt 12 Millionen Tonnen stammt etwa die Hälfte aus dem privaten Haushalt. Wenn wir das runter auf jeden Bürger rechnen, sprechen wir von etwa 75 Kilogramm pro Einwohner. Davon sind wiederum etwas mehr als die Hälfte unvermeidbare Lebensmittelreste – also sowas wie Knochen, Früchte-, Gemüse- und Nussschalen und andere, nicht essbare, Teile.
Von den knapp 33 Kilogramm Lebensmittelresten füllen ganze 38 Prozent das weggeworfene Obst und Gemüse. 25 Prozent davon stellen sich aus Fertiggerichten und Speiseresten zusammen. Weitere 16 Prozent sind Brot und andere Backwaren. Tierische Produkte nehmen 15 Prozent ein, wobei davon zehn Prozent Milchprodukte und fünf Prozent Fleisch und Fisch ausmachen. Die übrigen sechs Prozent werden durch alle möglichen andere gefüllt.
Die Gründe für die Entsorgung von Lebensmitteln können unterschiedlich sein. So wird im privaten Haushalt gerne zu viel eingekauft. Die vielen Produkte, wie Jogurt, Käse, Obst, Gemüse und Fleisch liegen dann erstmal lange rum. Da es mehr war, als in dem Zeitraum bis zur Verderblichkeit gegessen werden kann, landet am Ende ein Teil davon im Müll. Oder ein Produkt wandert so weit nach hinten und ist von anderen Lebensmitteln verdeckt, dass es sehr lange rumliegt und in Vergessenheit gerät. Bei Obst und Gemüse fördert es den Verfaulungsprozess, wenn es falsch gelagert wird. Somit reduziert sich die Haltbarkeit und es muss viel schneller weggeworfen werden — schade.
Das Mindesthaltbarkeitsdatum auf Produkten ist zwar eine ganz gute Orientierungshilfe, doch nicht zwangsläufig der Tag an dem das Essen wirklich verfault. Du kannst es ruhig erstmal noch überprüfen, ob sich die Verpackung zum Beispiel aufgebläht hat.Sonst kannst du es auch öffnen und prüfen ob es seltsam riecht oder sich bereits Schimmel gebildet hat. Falls nicht, muss es nicht in der Tonne landen. Genauso wie andere Lebensmittel-Überbleibsel: Lerne ruhig mit Resten zu kochen und das Essen von gestern Abend in einer Box aufzubewahren, statt es von der Pfanne direkt in den Müll zu kippen.
Ein weiterer wichtiger Schritt in Richtung Reduzierung von Lebensmittelverschwendung ist, die Produkte wertzuschätzen. Unter diesem Begriff versteht man verschiedene positive Grundeinstellungen zu der Nahrung, den Pflanzen sowie den Tieren und den Menschen, die sie herstellen. Ebenfalls ist es wichtig, bewusst mit den Lebensmitteln umzugehen, da viele Ressourcen verbraucht werden.
Diese Wertschätzung wird meist durch die Eltern, die Schule und die Bildung geprägt. Somit haben das Konsumverhalten und der Umgang mit Lebensmitteln zuhause später einen Einfluss auf das eigene Verhalten. Wird zuhause viel und schnell weggeschmissen, ist es normal für einen selbst. Wird aber in der Schule zum Beispiel über die Folgen von zu hoher Lebensmittelverschwendung aufgeklärt, prägt auch das mein späteres Verhalten.
Wenn du also persönlich darauf Wert legst, weniger Essen wegzuschmeißen, habe ich ein paar Tipps für dich, wie du es umsetzen kannst. Und ich lege hiermit jedem nahe, dass es wichtig ist, einen Beitrag dazu zu leisten. Wir haben schließlich nur diese eine Erde und wollen sie doch für nachfolgende Generationen erhalten. Es sind auch ganz simple Sachen, die so gut wie keinen Aufwand kosten. Und vergiss auch nicht, dass du weniger Geld ausgibst, wenn du weniger wegschmeißt. Es tut also auch deinem Portemonnaie gut
Ganz einfach umzusetzen
Du kannst zum Beispiel einen Einkaufszettel verwenden statt frei Schnauze einzukaufen. Somit vermeidest du zu viel zu kaufen. Außerdem kannst du auf die Verpackungsgröße achten. Wenn ihr nur zu zweit seid, reicht eine kleinere Packung. Somit vermeidest du die große Packung zu öffnen und später wegzuschmeißen. Außerdem ist es immer ratsam, die Lebensmittel richtig zu kühlen und gut zu lagern. Darauf solltest du auch schon beim Transport achten, also versuche am Besten die Kühlkette nicht zu unterbrechen. Das ist ganz simpel zuschaffen, indem du eine Kühltasche mitnimmst. Außerdem solltest du deine Reste immer verwerten, auch, wenn es dann halt nochmal dasselbe wie am Vortag gibt. Das ist doch alles halb so wild.
Das Gleiche ist bei Essensbestellungen. Kauf am besten nicht zu viel, damit du es am Ende nicht wegschmeißt. Wenn du dich aber doch mal nicht entscheiden kannst, was du heute willst oder halt eben auch noch eine Vorspeise willst, kann ich dir unsere Julienne Schalen ans Herz legen. Darin kannst du dir dein Essen ganz einfach bestellen.
Wenn die Portion zu groß ist, kannst du die Schale einfach in den Kühlschrank stellen und am nächsten Tag in der Mikrowelle wieder aufwärmen — aber achte darauf, dass du den Deckel abnimmst. Du kannst die Schale sogar ins Gefrierfach stellen. All das macht der Julienne Schale überhaupt nichts aus. Das ist echt praktisch. Und hinzukommt, dass du auch noch Einwegmüll vermeidest, da diese Schalen mindestens 200 Mal unseren Kreislauf durchlaufen können und somit nachhaltig sind.
Krumme Karotten oder makellose Äpfel — was ist besser?
Wichtig ist allerdings auch die Aussagekraft dieser Zahlen nicht zu benachteiligen. Hierzu ist es gut zu wissen, dass in der Landwirtschaft pflanzliche Produkte erst nach der Ernte als Lebensmittel gelten. Somit werden die Produkte, die schon während des Wachstums beziehungsweise vor der Ernte aussortiert werden, nicht in die Menge der Lebensmittelreste gezählt. Sie sind schließlich offiziell noch keine Lebensmittel. Genauso ist es auch mit tierischen Produkten: erst nach der Schlachtung zählt es als Lebensmittel. Wenn wir also genau sein wollen, sprechen wir von sehr viel mehr als nur 12 Millionen Tonnen Lebensmittelresten, die verschwendet werden.
Laut Studien des Landesumweltamtes NRW bleiben etwa 25 Prozent der Kartoffeln liegen. Bei den Karotten sind es etwa 21, beim Spargel 16 und bei den Erdbeeren fünf Prozent. Drei Prozent der Äpfel werden nicht verkauft, wobei diese dann häufig zur Herstellung von Saft verwendet werden. Immerhin. Diese Zahlen beziehen sich natürlich auf die gesamte Erntemenge.
Der Grund für das Liegenbleiben von Obst und Gemüse ist dabei — meines Erachtens — unsinnig. Krumme oder zu lange Karotten bleiben liegen, weil sie nicht in die vorgesehenen Packungen passen, Äpfel mit Macken sind nicht schön genug. Außerdem gibt es ein Überangebot, weshalb keine Abnahme stattfindet. Auch solche Produkte bleiben liegen. Hinzu kommt natürlich auch das Wetter, das sich durch den Klimawandel ändert und somit zu Problemen beim Anbau führt. Auffällig ist hier, dass es sich um einen ganz klaren Kreislauf handelt. Oder wie man so schön sagt: “Da beißt sich die Katze in den Schwanz”. Denn die Überproduktion führt zu sehr vielen Treibhausgasen. Diese treiben den Klimawandel an. Und der wiederum führt dazu, dass wir mehr anbauen, damit genug da ist, falls das Wetter die Ernte vermiest. Das geschieht wiederum durch den Klimawandel. Ähm… ja. Also ich weiß auch nicht so recht was ich sagen soll.
Aber auch die Qualitätsanforderungen an den Handel, den Hersteller und die EU tragen einen großen Teil dazu bei. Denn statt die Ernährungsqualität oder Geschmacks- und Inhaltsstoffe der Lebensmittel zu regeln, werden die äußeren Erscheinungsmerkmale festgelegt. Somit zählen die Größe, Gleichmäßigkeit, Form, Krümmung und Farbe. Kleinste Abweichungen reichen schon und das Produkt wird nicht gekauft. Und das, obwohl oftmals genau diese aussortierten Lebensmittel einen hohen Genusswert und eine gute Qualität aufweisen. Irgendwie schwachsinnig. “Schuld” sind irgendwo auch wir als Endverbraucher. Unsere Anfordnung an die Industrie ist schließlich, dass wir immer alles bekommen wollen und das auch noch am besten makellos. Oder greifst du lieber zu dem etwas verdellerten Apfel, statt den perfekt runden und glänzenden zu nehmen? Das ist doch quasi schon ein Reflex unserer Hand. Genauso wie der Wunsch gerne Mangos und Ananas zu essen, obwohl die bei uns überhaupt nicht wachsen. Oder abends um 17 Uhr noch ein frisches Brot beim Bäcker zu ergattern.
Außer-Haus-Verpflegung ist ebenfalls problematisch
Doch nicht nur im privaten Haushalt findet eine Lebensmittelverschwendung statt. Die Außer-Haus-Verpflegung nimmt den anderen Teil der 12 Millionen Tonnen ein. Hier werden pro Kopf 34 Prozent der eingesetzten Lebensmittel entsorgt und das obwohl es doch in der Gastronomie viel professioneller zugeht als zuhause. Hierfür gibt es eine Menge verschiedener Gründe, die dieses Phänomen erklären.
Zum einen gibt es in der Gastronomie sowie Hotellerie und alle anderen Außer-Haus-Verpflegungsstellen, eine Überproduktion. Das liegt daran, dass eben alle Speisen zu jeder Zeit angeboten werden sollen. Doch diese werden eben nicht alle abgenommen. Genauso gibt es gewisse Ausgabe-, Teller und Buffetreste. Hier wird meist zu viel vorbereitet oder ausgegeben. Übriggebliebenes muss entsorgt werden. Eine gewisse Unsicherheit aufgrund der strengen Hygienevorschriften führt ebenfalls dazu, dass Lebensmittel entsorgt werden. Dabei wäre das vermeidbar, wenn die richtige Handhabung gewiss wäre.
Eine Initiative namens United Against Waste schätzt das Vermeidungspotential auf 30 bis 50 Prozent. Diese wurde auf Grundlage von 720 Abfallmessungen und –analysen entwickelt. Bei den Pilotbetrieben wurde es ausprobiert. Bereits im ersten Schritt konnten durchschnittlich 25 Prozent der Lebensmittelabfälle eingespart werden. Durch weitere Maßnahmen wie Konzepte für die Weiterverwendung, Weitergabe oder Mitnahme, sowie Fortbildungen des Personals kann diese Einsparung weiter steigen.
Nachhaltige und ethische Komplikationen
Die Problematik, die hinter der Lebensmittelverschwendung steckt, ist eigentlich klar: Es werden unnötig Ressourcen verschwendet. Jedes einzelne Produkt muss hergestellt werden. Die Kette vom Anbau bis zum Handel ist lang. Bei dem Anbau wird eine Menge an Energie, Wasser, Dünger und weiterer Rohstoffe gebraucht. Außerdem besetzen die später weggeschmissenen Lebensmittel wertvolle Ackerböden, die sonst anderweitig nützlich wären.
Hinzu kommt die Weiterverarbeitung, der Transport und schlussendlich auch wieder die Entsorgung. Und das alles für etwas, das einfach nur in der Tonne landet. Der ganze Prozess war somit komplett für die Füße! Und die entstandenen Treibhausgase wären vermeidbar gewesen. Laut einer Schätzung des WWF Deutschlands könnten über 2,6 Millionen Hektar Land eingespart werden, wenn
Lebensmittelverluste reduziert werden würden. Das entspricht 15 Prozent der gesamten deutschen Anbaufläche.
Außerdem stehen wir vor einem ethischen Problem. Laut des Welthungerindex 2020 haben derzeit über 700 Millionen Menschen nicht genug zu essen. Und das, obwohl die Weltproduktion für Lebensmittel reichen würde, um 12 Milliarden Menschen zu ernähren. Wir werfen also Essen weg und suchen uns im Geschäft immer nur das Beste aus, doch andere Menschen haben nicht einmal die Möglichkeit überhaupt zu essen. Und die Ackerflächen in diesen ärmeren Ländern werden für den Anbau von Lebensmitteln genutzt, die dann später in einkommensstarke Länder exportiert werden. Dadurch fehlt es an Flächen, um die heimische Bevölkerung zu ernähren.
Wie du merkst, hat die Verschwendung von Lebensmitteln weitreichende Folgen. Sie gehen weiter als uns oftmals eigentlich bewusst ist. Daher mein Appell an alle: Versucht sorgsam mit den Lebensmitteln umzugehen. So gut es geht. Niemand von uns ist perfekt, doch wenn jeder einzelne einen kleinen Teil dazu beiträgt, hilft es uns, anderen Menschen und dem Planeten!
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